Die Französische Revolution

06. August 2024  Geschichte
Geschrieben von Kreisverband

Eugène Delacroix (1830): Die Freiheit führt das Volk

Mit dem Eintreten der Massen für politische Rechte, der Hinrichtung eines Königs und dem Krieg gegen die Monarchien Europas veränderte die Französische Revolution den Lauf der Geschichte. Die 29. Folge von Rosalux History, dem Geschichtspodcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung, beschäftigte sich mit diesem Ereignis und fragt nach, ob die Besitzlosen oder die Bourgeoisie triumphierten.

Die Macht des Königs

Die Geschichte Frankreichs ist eine Geschichte der Kriege. Im 15. Jahrhundert erschütterte der 100-jährige Krieg gegen England den feudalistischen Staat, im 16. Jahrhundert stürzten die sechs Hugenottenkriege das Land in einen religiösen Bürgerkrieg. Im 17. Jahrhundert sorgte der niedergeschlagene Adelsaufstand (Fronde) dafür, dass der „Sonnenkönig“ Ludwig XIV. seine absolutistische Macht festigen konnte. Unter seinem Urururenkel Ludwig XVI. änderte sich die politische Lage jedoch dramatisch.

Krieg und Schulden

Der Siebenjährige Krieg unter der Herrschaft seines Großvaters sowie die Unterstützung der Kolonisten im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien, der 1775 bei seinem Herrschaftsantritt begann, hatten zu einer enormen Staatsverschuldung geführt. So floss alleine die Hälfte des französischen Haushalts in die Tilgung der dadurch entstandenen Zinsen. Gleichzeitig sorgten Missernten für Teuerungen und Hungersnöte im Volk. Um neue Steuern bewilligen zu können, berief Ludwig 1788 – zum ersten Mal seit fast 200 Jahren – die Generalstände, bestehend aus Klerus, Adel sowie Bürgertum und Bauern ein.

Die Nationalversammlung

Alle drei Gruppierungen wollten die absolute Macht des Königs beenden, wobei der dritte Stand, dem 96 Prozent der Bevölkerung angehörten, auch die Privilegien der Kirche und des Adels abschaffen wollten. Deshalb erklärten sich die Abgeordneten des dritten Standes zur Nationalversammlung, da sie die überwältigende Mehrheit des Volkes repräsentierten. Durch die Gedanken der Aufklärung beeinflusst, fasste der Priester Emmanuel Sieyès die Forderungen zusammen: „Was ist der dritte Stand? Alles. Was ist er bisher in der politischen Ordnung gewesen? Nichts. Was fordert er? Etwas zu sein.“ Als der König den Sitzungssaal schließen ließ, leisteten die Abgeordneten den „Ballhausschwur“, der sie zu einer verfassungsgebenden Versammlung machte.

Sturm auf die Bastille

Die Entlassung des Finanzministers durch den König führte zu einem Volksaufstand, der am 14. Juli 1789 in der Erstürmung des Staatsgefängnisses, der Bastille, gipfelte. Per Gesetz wurden die Bauern von ihren Abgaben befreit, mussten jedoch enorme Entschädigungen an die adeligen Landbesitzer zahlen. Dies hatte einen regelrechten Bürgerkrieg zwischen Landbevölkerung und Aristokratie zur Folge. Ebenfalls wurden die Ländereien der Kirche konfisziert und mit diesen Werten das eingeführte Papiergeld, die Assignaten, gedeckt. Als Pariser Marktfrauen zum Schloss des Königs nach Versailles zogen und Brot forderten, zwangen sie ihn schließlich dazu, seine Residenz in die Hauptstadt zu verlegen.

Ende der Ständegesellschaft

Im August verabschiedete die Nationalversammlung die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, welche auch vom König angenommen wurde. Sie besagt, dass die Menschen von Geburt an frei und gleich an Rechten seien. Damit wurde die feudale Ständegesellschaft abgeschafft. In der Erklärung wurden Eigentum, Freiheit, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung als unveräußerliche Menschenrechte definiert. Zugleich wurden Volkssouveränität, gesetzliche Ordnung und Gewaltenteilung festgeschrieben. Statt herrschaftlicher Willkür sollten nun das Volk und die Gesetze regieren.

Rechtlose Frauen und Sklaven

Frauen waren von den Bürgerrechten jedoch gänzlich ausgenommen. 1791 verfasste Olympe de Gouges die „Rechte der Frau und Bürgerin“. So sei die Frau frei geboren und dem Mann an Rechten gleich. Die aktuelle tyrannische Herrschaft der Männer sähe für Frauen weder Freiheit noch Gleichheit vor. 1793 wurde Gouges hingerichtet. Frauenvereine wie die „Gesellschaft revolutionärer Republikanerinnen“ wurden aufgelöst. Eine weitere Gruppe, die rechtlos blieb, waren die Sklaven. Denn der Großteil des französischen Außenhandels wurde über die Kolonie Saint-Domingue und deren Zuckerrohrplantagen erwirtschaftet. Ihre Besitzer bestanden auf Sklaven als ihr Eigentum, so dass die Menschenrechte nicht für Schwarze galten. Auch Arme und Jüd*innen hatten anfangs keine Rechte, da die handeltreibende Bourgeoisie der Hafenstädte ihre Interessen wahren wollte.

Die Jakobiner

1789 gründete sich der straff organisierte und bald im ganzen Land verbreitete Jakobiner-Club. Nach zwei Jahren gab es schon 400 Unterabteilungen in Frankreich. Die Pressefreiheit führte dazu, dass in Paris hunderte Zeitungen entstanden. Neben der königlichen Armee wurde die Nationalgarde etabliert, in die jedoch gemäß dem Zensusrecht nur besitzende „Aktivbürger“ eintreten konnten. Die Zünfte wurden ebenso abgeschafft wie Wegzölle, um den freien Handel zu erleichtern. Gewerkschaften und Streiks wurden verboten. Geistliche mussten einen Eid auf die Zivilverfassung leisten, was aber fast alle Bischöfe sowie die Hälfte der Priester aufgrund einer päpstlichen Intervention ablehnten.

Der König flieht

Am 21. Juni 1791 versuchte der König ins Ausland zu fliehen, wurde jedoch entdeckt und nach Paris zurückgebracht. Die Girondisten, die die Bourgeoisie der Handelsstädte Bordeaux und Marseille repräsentierten, drangen auf einen Krieg gegen die im Ausland versammelten adeligen Emigranten. Daraufhin erklärte die Nationalversammlung 1792 Österreich den Krieg, wobei das Kriegslied „Marseillaise“ große Popularität erlangte und zur Nationalhymne erhoben wurde. Das vom Herzog von Braunschweig verfasste „Manifest“ forderte die Pariser Bürger zur Unterwerfung auf, führte jedoch dazu, dass die aufgebrachte Bevölkerung Ludwig stürzte und gefangen nahm.

Revolution – auch in Deutschland

Die nun beginnende „Zweite Revolution“ verschaffte auch den ärmeren „Passivbürgern“ das Wahlrecht für den Nationalkonvent. Ebenso kam es zu einer allgemeinen Bewaffnung. Nach der Kanonade von Valmy rückten die Revolutionstruppen bis nach Deutschland vor. Johann Wolfgang von Goethe schrieb, dass davon eine neue Epoche der Weltgeschichte ausgehe. In Mainz gründete sich nach der Besetzung durch die französische Armee der „Club der Freunde der Freiheit und Gleichheit“. Das bekannteste Mitglied war der Jakobiner, Weltumsegler und Naturforscher Georg Forster. Rund 45 Prozent der Anhänger waren Handwerker, die Führung bestand aus Intellektuellen und Beamten. Als preußisch-österreichische Truppen die Stadt jedoch neun Monate später zurückeroberten, beendeten sie damit die erste parlamentarische Demokratie der Mainzer Republik.

Bündnis für die Massen

Im Nationalkonvent verbündete sich der linke Flügel der Bergpartei (Jakobiner, Cordeliers) mit den einfachen Bürgern, den Sansculottes („ohne Kniebundhosen“). Diese setzten sich aus Kleinhändlern, Handwerksmeistern und ihren Gesellen, aber auch Arbeitern und Tagelöhnern zusammen. Zwar traten sie für Eigentum ein, wollten dessen Konzentration jedoch verhindern. So sollte jeder nur eine Werkstatt oder einen Laden besitzen dürfen. Mit ihrer Ablehnung von Luxusgütern wie Zucker oder Kaffee positionierten sie sich gegen Spekulanten und die Handelsbourgeoisie.

Königskopf und Krieg

Im Dezember 1792 beschloss die Nationalversammlung die Absetzung des Königs, im Januar 1793 wurde er mit der Guillotine hingerichtet, etwas später auch seine Frau Marie-Antoinette. Als sich Österreich, Preußen und Großbritannien gegen das revolutionäre Frankreich zusammentaten, es zu royalistischen Aufständen in der Vendée und der Bretagne kam und eine militärische Niederlage drohte, forderte Georges Danton (Cordeliers) die Einsetzung eines Revolutionstribunals. Der Wohlfahrtsausschuss diente als Notstandsregierung. Im Juli wurden die Landgüter der adeligen Emigranten beschlagnahmt und die allgemeine Mobilmachung verfügt. Eine Beihilfe für Mütter, Alte und Kranke sowie kostenlose medizinische Betreuung ist als Anfang einer staatlichen Sozialversicherung zu sehen. Es wurden Höchstpreise auf Güter und Dienstleistungen festgesetzt und die Sklavenbefreiung beschlossen. Die biblische 7-Tages-Woche wurde durch eine 10-Tages-Einteilung ersetzt.

Die Revolution frisst ihre Kinder

Nach der Ermordung von Jean Paul Marat (Jakobiner) riefen Flugblätter dazu auf, „die Guillotine ohne Unterlass arbeiten zu lassen.“ Der Revolutionär Louis Antoine de Saint-Just (Jakobiner) forderte: „Keine Demokratie für Antidemokraten und keine Freiheit für die Feinde der Freiheit.“ Nach und nach landeten alle Verlierer der Fraktionskämpfe im Nationalkonvent auf dem Schafott. Nach den bourgeoisen Girondisten waren es die Radikalen um Jacques-René Hébert (Cordeliers) sowie die „Nachsichtigen“ um Danton (Cordeliers). Ein Girondist stellte in dieser Phase der Schreckensherrschaft fest: „Die Revolution ist wie Saturn. Sie frisst ihre eigenen Kinder.“

Besitzbürger triumphieren

Der Sieg bei Fleurus gegen die Österreicher führte dazu, dass die äußere Bedrohung, die den Terror im Inneren rechtfertigte, wegfiel. Am 9. Thermidor (27. Juli 1794) wurden Maximilien de Robespierre und Saint-Just hingerichtet, womit die radikale Phase der Revolution endete. Ein fünfköpfiges Direktorium, das die besitzbürgerlichen Interessen der Kriegsgewinnler verfolgte, übernahm die Macht. Es wurde sowohl von Monarchisten wie auch von Volksinitiativen für soziale Gleichheit herausgefordert. Die kriegsbedingte Inflation sorgte 1795 dafür, dass hunderttausende Pariser Bürger hilfsbedürftig waren.

Die „Verschwörung der Gleichen“

In dieser Situation forderte Gracchus Babeuf die Einsetzung der Jakobiner-Verfassung von 1793 sowie eine Güter- und Arbeitsgemeinschaft zu schaffen, da Grund und Boden allen gehöre. „Der Gegenstand dieser Revolution ist Wohlstand für alle, Unterricht für alle, Gleichheit, Freiheit, Glück für alle“, schreibt er. Dazu brauche es jedoch einen Krieg der Armen gegen die Reichen. Babeufs „Verschwörung der Gleichen“ versuchte die Ideale der Revolution – Gleichheit und Brüderlichkeit – zu retten. Denn nachdem die Höchstpreise für Lebensmittel vom Direktorium abgeschafft worden waren, kam es zu massiven Teuerungen und Hungersnöten. Er setzte auf Genossenschaften und landwirtschaftliche Kollektive. Alles, was über den privaten Eigenbedarf hinausgehe, müsse vergesellschaftet werden. Babeuf wurde 1796 verhaftet und wenig später hingerichtet.

Das Ende der Revolution

1799 putschte der General Napoleon Bonaparte gegen das Direktorium und ersetzte es durch ein dreiköpfiges Konsulat mit sich als erstem Konsul. Mit dem Staatsstreich vom 18. Brumaire erklärte er die Revolution für beendet.

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